Clematis schneiden - aber wie?
Clematis schneiden
Der Podcast für Garten-Nerds und Pflanzenfreunde und alle, die es noch werden wollen.
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Mehr Infos zum naturgemäßen Gärtnern gibt es unter www.neudorff.de
Was genau ist eine Clematis – und warum wachsen die manchmal wie verrückt über alles, was sie erreichen können?
- Clematis = mehrjährige Kletterpflanze, auch „Waldrebe“ genannt.
- Liebt es, sich irgendwo hochzuranken – an Kletterhilfen Zäunen, Hütten, sogar Bäumen.
- Wenn man sie nicht schneidet, tobt sie sich so richtig aus.
Dann sieht der Garten aus wie Dschungel. Kann man die jetzt einfach runterschneiden oder ist es eher wie beim Friseur: „Einmal Spitzen bitte“?
- Kommt drauf an, wann und wie deine Clematis blüht.
- Gibt drei Schnittgruppen.
- Gruppe 1: kaum schneiden
- Gruppe 2: halb schneiden
- Gruppe 3: richtig viel schneiden
Wie findet man raus, welche Gruppe man hat?
- Ein Jahr lang beobachten, wann die Clematis blüht.
- Frühling? Sommer? Zweimal?
Was ist wenn die Clematis schon blüht, während ich noch eine dicke Jacke trage?
- Gehört sie wahrscheinlich zu Gruppe 1.
- Gruppe 1 blüht im Frühling, z. B.
- Berg-Waldrebe (Clematis montana) –wild wie ein Teenie.
- Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) – wie zarte Glöckchen.
- Blüht am alten Holz vom letzten Jahr.
- Nach der Blüte nicht oder nur leicht schneiden, sonst gibt's nächstes Jahr nix zu sehen.
Okay. Frühblüher = zickig beim Schnitt. Nur vorsichtig ran! Und was ist mit der, die im Mai blüht… und dann nochmal später?
- Das ist Gruppe 2 –sind fleißig und blühen zweimal (Mai/August)
- Erst am alten Holz, dann am neuen.
- häufig große Blüten
- Klassiker: „Nelly Moser“ – rosa mit Streifen oder „The President“ – violett und elegant.
- Beim Schnitt kommt’s drauf an, was du erreichen willst.
- Triebe nur 20 cm kürzen im November/Dezember = üppiger Frühjahrsflor, aber Pflanze kann von unten verkahlen
- Triebe stärker kürzen: Blüte im Frühjahr fällt aus/weniger, aber Pflanzen vergreisen weniger.
- Die meisten schneiden im Frühjahr auf etwa 50–100 cm zurück. Dann blühen sie wieder schön oben und unten.
Und wenn die Clematis erst im Juli loslegt?
- Sommerblüherin, Gruppe 3.
- Blüht nur am frischen Austrieb.
- Im Spätwinter (bevor der neue Austrieb beginnt) ganz mutig runterschneiden – auf 30 bis 50 cm.
- Sonst werden die Triebe dünn und bilden immer weniger Blüten
So richtig krass Runterschneiden?!
- Ja! Die freuen sich darüber.
- Typische Sorten: Polish Spirit (dunkelviolett) oder Madame Julia Correvon (himbeerrote Blüten).
- Gruppe-3-Clematis sind wie Teenager mit viel Energie: Die wollen was Neues anfangen, nicht am alten Zeug rumhängen.
Frühling = Vorsicht beim Schneiden, Frühling & Sommer = Mittel, nur Sommer = Mut zur Schere! Hab ich’s?
- Genau! Und wenn du’s nicht weißt, hilft Beobachten:
- Wann blüht sie – und wo?
- Unten, oben, mehrmals?
- Clematis schneiden ist wie Zähneputzen: Am Anfang denkt man „och nö“, aber wenn man’s regelmäßig macht, strahlt sie wieder. Die Clematis merkt’s und bedankt sich – mit vielen, vielen Blüten.
Dünger brauchen Clematis bestimmt auch, wenn die so stark wachsen und blühen.
- Stimmt. Clematis = hungrige Pflanzen – vor allem, wenn sie viel blühen sollen.
- Im Frühling düngen, wenn sie austreiben – also ab März.
- Organischer Azet RosenDünger oder Azet StaudenDünger.
- Gibt die Nährstoffe langsam ab und ist gut für Bodenleben und Wurzeln.
- Eine Gabe im Frühjahr reicht, bei schwachem Wuchs kannst du im Juni nochmal leicht nachdüngen.
Und welches Werkzeug brauch ich zum Schneiden? Eine Heckenschere?
- Besser nicht.
- Scharfe Gartenschere reicht.
- Bei älteren Pflanzen: eventuell Handschuhe (Triebe können drahtig werden).
Was ist mit dem Beet. Der Fuß der Clematis soll immer im Schatten liegen, heißt es. Stimmt das?
- Die Idee dahinter: Die Clematis liebt Sonne im Gesicht – aber Schatten an den Füßen.
- Regel stammt aus der Beobachtung.
- In der Natur wachsen viele Clematis am Waldrand = also im Halbschatten, Triebe strecken sich ins Licht.
- Daraus hat sich diese Faustregel entwickelt.
Gibt es Forschung, die das stützt?
- Nicht wirklich.
- Keine Studien, die sagen: „Clematis muss im Schatten wurzeln, sonst geht sie ein.“
- Ist mehr eine Beobachtungstradition als eine wissenschaftlich belegte Notwendigkeit.
Also eher so was wie: „Hat sich bewährt“?
- Genau. Tatsächlich gibt es eine interessante Gegenstimme.
- Robert Pavlis, kanadischer Gartenautor und Betreiber von gardenmyths.com .
- Seine Meinung: Clematis-Wurzeln brauchen keine künstliche Kühlung.
- Er beobachtet, dass Clematis in Gärtnereien in schwarzen Plastiktöpfen – in voller Sonne – wunderbar wachsen.
- Wenn der „kühle Fuß“ wirklich nötig wäre, wären die längst eingegangen.
- Außerdem warnt er davor, die Wurzeln mit Bodendeckern zu beschatten (Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe).
- Seine Empfehlung: Clematis tief pflanzen, Boden mit Mulch schützen
Sind Clematis gut für Insekten und naturnahe Gärten?
Kommt auf Sorte an.
Gefüllte Clematis, vor allem viele großblumige Hybriden, sind für Insekten wenig interessant (wenig oder gar keinen Nektar).
Einfach blühende Arten wie Clematis viticella (Schnittgruppe 3 – im Frühjahr kräftig zurückschneiden), Clematis alpina (Schnittgruppe 1 – nach der Blüte auslichten) oder Clematis integrifolia (Schnittgruppe 3 – im Frühjahr kräftig zurückschneiden; „Stauden-Clematis“) sind da viel besser.
Werden von Wildbienen, Hummeln und Käfern besucht.
Besonders naturnah: heimische Clematis vitalba „Waldrebe“.
Wächst wild an Waldrändern, blüht spät im Jahr, gute Pollenquelle für Insekten im Spätsommer.
Nach der Blüte bleiben die Samenstände zurück – wie kleine silberne Wuschelköpfe.
Kann man trocknen und für Deko verwenden.
Kann man aus den langen Trieben auch was basteln?
- Klar. Nicht wegwerfen!
- Frisch mehrere Triebe locker zu einem Ring winden und trocknen lassen.
- Hält jahrelang und lässt sich immer wieder saisonal dekorieren.
3 Tipps:
- Gruppe 1 – wenig schneiden, Gruppe 2 – halb schneiden, Gruppe 3 – viel schneiden
- Wurzelbereich mit Mulch schützen
- Für kräftigen Wuchs und üppige Blüte im Frühjahr düngen mit Azet RosenDünger oder Azet StaudenDünger
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