Blühwunder im Schatten
Blühwunder im Schatten
Der Podcast für Garten-Nerds und Pflanzenfreunde und alle, die es noch werden wollen.
Eine direkte Nachricht könnt Ihr gern senden an s.klingelhoefer@neudorff.de
Mehr Infos zum naturgemäßen Gärtnern gibt es unter www.neudorff.de
Es gibt viele Gärten, die sind total schön – bis auf diese eine Ecke. Unter der Hecke ist alles kahl, der Boden pickelhart, und an der Nordseite vom Haus wächst unter dem Dachüberstand auch nichts.
- Ah, die berühmte Todeszone!
- Gartenbereiche, in denen vermeintlich nichts wächst, gibt in fast jedem Garten – aber weißt du was?
- Sind gar keine Todeszonen! Auch da wachsen Pflanzen.
Wo genau lauern diese Problemstellen im Garten?
- Unter großen Bäumen, die das Wasser wegsaugen.
- An der Nordseite des Hauses, wo die Sonne nie hinscheint.
- Unter Dachüberständen und Balkonen – da regnet es einfach nie hin (Traufschatten).
- Neben Hecken – die trinken alles weg.
- Im Neubaugarten, wo der Boden oft so hart ist, dass du denkst, du hast eine Straße statt Erde.
Warum ist es da so schwer für Pflanzen?
- Weil nichts von oben kommt: kein Regen, kein Licht.
- Weil alles von unten genommen wird: Bäume und Hecken saugen Wasser und Nährstoffe weg.
- Dazu räumen wir Menschen oft noch Laub weg (wäre nötig für Humusaufbau).
- In Neubaugebieten ist der Boden hart wie Stein, weil Baufahrzeuge darüber gerollt sind.
- In älteren Wohngegenden wurde einfach nie was für die Bodenverbesserung in solchen Zonen gemacht.
Lass uns praktisch werden. Wie heißen die kleinen Helden?
- In der Natur sind das die, die im Lebensbereich „Gehölz trocken“ wachsen.
- Elfenblume (Epimedium), Golderdbeere (Waldsteinia), Purpurglöckchen (Heuchera), Balkan-Storchschnabel (Geranium macorrhizum), Nieswurz (Helleborus), Bergenien, Immergrün (Vinca), Goldnessel (Lamiastrum), Efeu (Hedera), Japan-Segge (Carex morrowii), Wald-Marbel (Luzula)
- Zwiebelblumen/Knollengewächse wie Schneeglöckchen (Galanthus), Winterlinge (Eranthis), Elfenkrokus (Crocus=, Buschwindröschen (Anemone), Lerchensporn (Corydalis).
- Im dunklen Traufschatten braucht es richtige Helden:
- Balkan-Storchschnabel (Geranium macorrhizum), Elfenblume (Epimedium), Carex-Arten (Seggen/Gräser), Immergrün (Vinca), Golderdbeere (Waldsteinia).
- Tipp: Kletterpflanzen ohne Kletterhilfe können auch als Bodendecker wachsen (ok, es sind Gehölze…)
- VOR den Traufschatten pflanzen
- IN den Traufschatten wachsen lassen/lenken.
- Beispiele: Wilder Wein (Parthenocissus), Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris), Efeu (Hedera)
- Im Neudorff Pflanzenfinder gibt es noch viel mehr!
Welche Überlebensstrategien haben die Pflanzen entwickelt?
- In der Sonne wären es an trockenen Stellen Sukkulenten mit fleischigen, kleinen Blättern.
- Funktioniert im Schatten nicht. Deshalb andere Strategien:
- Große Blätter fangen mehr Licht ein.
- Ledrige Blätter verringern die Verdunstung.
- Tiefreichende oder weit verzweigte Wurzelsysteme suchen Wasser weitflächig.
- Blühzeitpunkt im Frühjahr, bevor die Bäume Blätter bekommen, verschafft mehr Licht.
- Bilden von Speicherorganen wie Zwiebeln, Speicherwurzeln und Knollen sichert Überleben.
- Laubaufwurf in Trockenperioden spart Ressourcen.
- Geringer Nährstoffbedarf.
- Und: Sie arbeiten besonders gerne mit Pilzen zusammen (Mycorrhiza)
- Pilze erhöhen Trockenheitstoleranz, indem sie Wasseraufnahme steigern und Wurzelbildung anregen.
- Kann man selbst hinzugeben: Neudorff Wurzelstark, natürlicher Wurzelaktivator mit Mycorrhiza-Pilzen.
Was kann man noch selbst tun, um den Stauden im trockenen Schatten zu helfen?
- Laub nicht wegkehren - Humus hilft!
- Speichert viel Wasser und hält dadurch länger Feuchtigkeit.
- Verbessert Bodenstruktur
- Erhöht Nährstoffverfügbarkeit.
- Tipp: einen Palettenrahmen auf den Boden setzen und mit Erde füllen (torffreie Neudorff PflanzErde) – hat den Effekt eines kleinen Hochbeets und macht es viel leichter zu pflanzen.
Wie pflanzt man Stauden an problematischen Standorten?
- Boden locker machen (umgraben geht meistens eh nicht), einfach ein bisschen aufkratzen.
- Eine Schicht Kompost darauf geben oder torffreie Neudorff PflanzErde mit Mikroorganismen für schnelles Einwurzeln.
- Durchdringend angießen.
- Bis sie gut eingewurzelt sind, brauchen die Pflanzen regelmäßig Wasser (10 l pro Gabe und qm).
- Am besten im Herbst pflanzen – da ist die Konkurrenz von Bäumen kleiner (wenig Wasser- und Nährstoffkonkurrenz).
- Tiefwurzler wie Kiefer, Vogelbeere, Eibe, Berberitze holen Wasser und Nährstoff aus tiefen Schichten = leichter zu unterpflanzen.
- Unter/an Flachwurzlern wie Birke, Ahorn, Fichte, Thuja, Liguster herrscht großer Wurzeldruck und Kampf um die Nährstoffe in den oberen Bodenschichten.
Muss man Stauden im trockenen Schatten viel pflegen?
- Überraschung: Nein!
- Wenn die Pflanzen erstmal angewachsen sind, musst man fast nichts mehr machen.
- Einmal in der Woche gießen, wenn’s richtig staubtrocken ist, reicht.
- Einmal im Jahr eventuell Rückschnitt.
- Zurückhaltend düngen mit Azet StaudenDünger im Frühjahr, wenn die Stauden austreiben. Langzeitwirkung, Mycorrhiza.
- Im Vergleich: Ein buntes Blumenbeet mit Prachtstauden braucht 20 Minuten Pflege pro Quadratmeter im Jahr – die Schattenecke nur 1 bis 2 Minuten.
Wie wird die Todeszone zum Hingucker?
- Struktur durch Pflanzen in verschiedenen Höhen
- Blattschmuckpflanzen kombinieren
- Frühjahrsaspekt betonen
- Lücken mit natürlicher Deko kaschieren (Steine, Totholz, Sitzbank)
Lohnt sich der Aufwand überhaupt?
- Auf jeden Fall!
- Fördert Artenvielfalt.
- Verbessert die Luft.
- Verhindert Erosion.
- Macht weniger Arbeit als eine Schotterfläche.
Lohnt sich der Aufwand speziell für Insekten?
- Ja, viele Insekten nutzen auch schattige Bereiche.
- Manche Wildbienen nisten gerne in Totholz, das im Schatten liegt.
- Schlupfwespen, Florfliegen und andere Nützlinge suchen Deckung und Überwinterungsplätze im Schatten.
Letzte Frage: Stimmt es, dass unter einem Walnussbaum nichts wächst?
- Stimmt nicht so ganz.
- Problem 1: das Wurzelsystem
- Walnuss = großer Baum mit starken Wurzeln
- Zieht viel Wasser.
- Lösung: Rhizombildende Pflanzen wie Balkan-Storchschnabel suchen sich selbst die Lücken im Wurzelgeflecht.
- Problem 2: die Blätter.
- Sind sehr dick und brauchen lange zum Verrotten.
- Lösung: Laub häckseln und liegen lassen.
- Problem 3: Walnussbaum gibt an Wurzeln den Stoff „Juglon“ ab.
- Soll das Wachstum anderer Pflanzen hemmen.
- Lösung: Nicht alle Pflanzen sind gleich empfindlich. Ausprobieren. Was bleibt, ist stark genug bleibt
Das war echt spannend! Danke dir!
- Und denk dran: Jede Ecke im Garten kann schön werden – man muss nur wissen, wie!
3 Tipps:
- Laub ist Gold – nicht wegräumen!
- Die richtigen Helden auswählen.
- Herbstzeit ist Pflanzzeit.
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