Einfach natürlich gärtnern. Paula Thelen im Gespräch mit Sabine Klingelhöfer. Herzlich willkommen zu „Einfach natürlich gärtnern“. Der Podcast, in dem ich, Paula Thelen, meines Zeichens Garten-Anfängerin, Sabine Klingelhöfer, Gartenbau-Ingenieurin und Gärtnerin bei Neudorff, mit Fragen löchern darf. Hallo Sabine!
Heute geht es um dein Lieblingsthema.
Ja, definitiv. Blumenwiesen finde ich einfach nur klasse und ich finde, da kann es gar nicht genug von geben.
Warum denn überhaupt Blumenwiesen?
Ich hoffe, die meisten Hörer haben schon mal etwas vom Insektensterben gehört. Es gab eine Studie, die zeigte, dass wahnsinnig viele Insekten fast schon ausgestorben sind, beziehungsweise dass es von jeder Art viel zu wenig Insekten gibt im Vergleich zu den letzten 20- 30 Jahren. Das ist geradezu dramatisch. Und dagegen kann und muss man etwas tun. Da hilft eine Blumenwiese. Nichts ist einfacher als das, um viele Insekten zu retten.
Diejenigen, die noch wenig davon gehört haben, stellen sich vielleicht die Frage, wozu die Insekten überhaupt gut sein können. Die Krabbeltiere mag man ja vielleicht gar nicht, aber die sind ja wahnsinnig wichtig für unser Leben.
Genau, also erst einmal kann man sich natürlich auf so einen philosophischen Standpunkt stellen. Alles Leben auf der Erde hat eine Berechtigung. Selbst die Stechmücke, auch wenn sie mich nervt, hat ihre Daseinsberechtigung. Aber vor allen Dingen sind ganz viele Insekten wahnsinnig wichtig. Zum einen gibt's da die Marienkäfer und Co., die unsere Blattläuse auffressen. Ganz besonders wichtig für unsere eigene Ernährung sind jedoch die Bienen und hier besonders die Wildbienen. Denn die machen ganz viel Bestäubung, also sie bestäuben die Apfelbäume, Obstbäume, Gemüsepflanzen. Ohne die Bestäubungsleistungen dieser Bienen würden wir keine Äpfel ernten.
Und trotzdem brauchen wir eine Blumenwiese, um diese Insekten zu retten?
Ja, also in der Landwirtschaft ist es so, dass die Felder immer größer werden, es werden immer effektivere Spritzmittel hergestellt und ausgebracht. Es gibt viele Gründe, warum auf den Feldern weniger Insekten zu finden sind. Eine blühende Wiese finden wir hier kaum noch, weil selbst die Wiesen alle gedüngt sind und dadurch viele Arten verschwinden. In den Gärten sieht es aber auch ziemlich dramatisch aus, finde ich. Denn viele Leute trauen sich nicht mehr ran oder sagen „Ich habe keine Ahnung oder keine Zeit.“ Man findet in den Hausgarten häufig nur noch Rasen, Rosen, Rhododendron. Aber davon können die Insekten nicht überleben!
Das heißt, ein großer Aspekt von Blumenwiesen ist der Insektenschutz. Gibt's noch andere Vorteile, außer dass es vielleicht auch schön aussieht?
Also es sieht schön aus und es hört sich sogar schön an. Im Sommer, wenn da alles blüht, dann summt und brummt es da drin. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man das noch nicht erlebt hat. Da hat man das Gefühl, da sind Millionen Insekten drin, die man gar nicht alle sieht. Hören kann man sie auf jeden Fall.
Eine Blumenwiese macht total wenig Arbeit. Und die letzten Sommer haben mir auch gezeigt, dass die Blumen, vor allem, wenn man die richtigen hat, die Trockenheit sehr gut überstehen. Im Gegensatz zu manchen Stauden, die ohne einen Schluck Wasser kaum überlebt haben. Aber so eine anständige mehrjährige Blumenwiese, die kann Trockenheit locker ab. Also ich habe meine Wiese überhaupt nicht gegossen, und sie hat sehr schön geblüht jedes Jahr.
Wenn die dann trotzdem schön blüht, auch im heißesten Sommer, dann finden die Insekten ja ganz sicher ein bisschen Nahrung. Lass uns doch mal auf die Insekten zurückkommen. Warum sind Insekten überhaupt so gefährdet?
Den fehlt vor allen Dingen Nahrung in Form von Pollen und Nektar. Das finden sie an Blüten. Aber das Blöde ist, dass in vielen Gärten diese Pollen- und Nektarspendenden Blüten gar nicht mehr angebaut werden. Das hat zum einen damit zu tun, dass wir gefüllte fette Blüten von Rosen und Dahlien toll finden. Das Problem ist, durch die Züchtung sind die so bearbeitet, dass die Staubgefäße, die die Pollen tragen, umgewandelt sind zu Blütenblättern. Also sind diese gefüllten Blüten in der Regel ökologisch tot. Die sind zwar da, aber die nützen überhaupt niemandem, außer dem Züchter und mir, weil ich es vielleicht schön finde, sie anzugucken. Es gibt sogar gezüchtete Sonnenblumen, da ist der Pollen weggezüchtet worden, weil sich wohl viele Leute beschwert haben. Mensch, wenn ich Sonnenblumen in der Vase stehen habe und der Pollen runter rieselt, dann wird mein Tischläufer ja dreckig… Und so haben die Züchter den Pollen weggezüchtet und damit den Insekten die Nahrung weggenommen. Hilfe! Verdammt.
Also muss man tatsächlich auch bei den Blumen am Ende drauf achten, welche man anpflanzt. Also nicht irgendwelche Blumen, das bringt es wahrscheinlich nicht?
Genau, also alles was ganz auffällig fette Blüten hat, wo nur Blütenblätter zu sehen sind, da kann man schon mal gleich skeptisch sein. In der Regel ist das nicht tauglich. Deswegen kann man es sich einfach machen, indem man hochwertigen Blumenwiesen-Mischungen aussät. Inzwischen gibt es aber zum Glück einen Gegentrend. Viele Gartencenter und Gärtnereien bieten jetzt ganz gezielt bienenfreundliche Stauden an. Wenn man in den Gärtnereien danach sucht, dann findet man sowas durchaus auch, oder man macht sich vorher im Internet schlau.
Bevor wir zu der Aussaat einer solchen Blumenwiese oder auch zu der Pflege kommen, würde ich ganz gerne nochmal auf die Wildbienen zu sprechen kommen. Man hört es ja immer wieder, Wildbienen sind gefährdet. Du hast das auch gerade schon einmal gesagt. Aber wo leben Wildbienen überhaupt? Denn das sind ja doch andere Tiere als die Bienen, die man vom Imker kennt.
Genau. Wildbienen sind nicht die wilden Brüder und Schwestern der Honigbiene. Es gibt in Deutschland ungefähr 500 verschiedene Wildbienenarten, und jede lebt ein bisschen anders. Ein gutes Beispiel ist die rote Mauerbiene. Die ist ziemlich häufig bei uns. Die Weibchen schlüpfen im Frühjahr und suchen sich ein geeignetes Versteck. Daran mangelt es häufig schon, denn die Wildbienen suchen hohle Stängel, die aber oft direkt weggeräumt werden. In die hohlen Stängel tragen sie viel Pollen rein. Das heißt, sie besuchen die Blüten, bestäuben sie dabei und tragen den Pollen in diese Stängel. Wenn genug drin ist, legen sie ein Ei ab und bauen diese Brutzelle zu.
Dafür müssen sie Lehm finden, dann bauen sie aus Lehm mit Wasser vermischt eine kleine Trennwand in den Stängel. Dann bauen sie die nächste Brutzelle wieder mit Pollen, mit Ei und so weiter. Da können sieben bis zehn Brutzellen hintereinander gebaut sein. Etwa acht Wochen nachdem dieses Weibchen geschlüpft ist, stirbt es auch schon wieder. Wenn es alle Eier gelegt hat, dann ist ihr Leben vorbei. Aus den Eiern entwickeln sich Larven, die fressen den Pollen. Dann verpuppen sie sich und überstehen von April bis zum nächsten Frühjahr als Puppe diese Zeit und sind einfach bewegungsunfähig, brauchen keine Nahrung und liegen da nur rum. Sie überstehen den Winter und schlüpfen im nächsten Jahr als fertige Wildbienen. Und dann geht das Ganze von vorne los.
Und in der Zeit, in der sie dann die Eier ablegen und das Ganze von vorne losgeht, da bestäuben sie dann ganz nebenbei noch unsere Landwirtschaft und unsere Obstbäume?
Ja, ganz genau. Das ist also so ein Nebeneffekt. Das ist nicht deren Ziel, sondern die fliegen einfach von Blüte zu Blüte und an ihrem Körper haftet der Pollenstaub. Und der rieselt dann an einer anderen Blüte wieder runter, dadurch kommt die Bestäubung dann zustande.
Also brauchen wir Blumen im Garten, die einen hohlen Stängel haben, damit da Wildbienen reinkommen, oder was kann man noch nutzen?
Man kann sich natürlich Bienenhäuser, Wildbienenhäuser, Insektenhotels und ähnliches kaufen oder es auch selber bauen. Natürlich, wie man ja so vieles selber bauen könnte es dann doch nicht tut. Die Wildbienen brauchen solche hohlen Stängel von einem bestimmten Durchmesser. Jede Wildbiene hat da so ihre eigenen Vorstellungen. Aber ja, wenn ich einfach ein paar hohle Stängel zusammenbinde, an einer trockenen Stelle regengeschützt aufhänge, dann wird das auch besiedelt von Wildbienen. Es gibt aber auch Wildbienen, die im Boden leben, wo vielleicht so ein kleiner Erdrutsch war, wo es sandig ist und trocken, da nisten die auch gerne. Aber solche Stellen gibt's bei uns nicht mehr so richtig. Wir sind überall so gut aufgeräumt und das ist fatal für die Insekten.
Das heißt, was kann ich Unaufgeräumtes und Blumiges tun für Insekten, damit sie sich in meinem Garten wohler fühlen?
Also zum einen die besagte Blumenwiese aussäen. Und zum anderen einfach mal ein bisschen lockerlassen. Einfach mal nicht so viel aufräumen. Vor allen Dingen hilft es schon, wenn man Stauden oder eben auch eine Blumenwiese nicht vor dem Winter runter schneidet, damit das alles schön ordentlich ist, sondern über Winter stehen lässt. Dann sind die hohlen Stängel da. Dort können alle möglichen Insekten überwintern. Dann ist unten bitte auch eine Laubschicht, dort können viele andere Insekten wie Marienkäfer z.B. überwintern. Wenn ich das alles wegkratze und den nackten Boden dort liegen habe, dann kann ich mir sicher sein, dass bei mir die Marienkäfer alle erfrieren.
Das heißt, man muss nicht einmal etwas für Insektenschutz tun, sondern ist sogar noch befreit von der Arbeit, die man eigentlich tun wollen würde. Dann lass uns doch jetzt endlich mal auf den Punkt kommen, auf den wir eigentlich warten, die Blumenwiese. Lass uns sie aussäen. Wie läuft das ab?
Genau. Lasst sie uns aussäen. Erstmal suche ich mir möglichst eine sonnige Stelle im Garten aus. Und suche mir dann auch erst mal eine geeignete Blumenwiesen-Mischung aus. Von Neudorff haben wir mehrere Mischungen. Die Wildgärtner Freude Samen-Mischungen sind mehrjährig und kommen mit jedem Boden klar, so dass ich da nichts Besonderes berücksichtigen muss beim Standort. Und dann fange ich einfach erst einmal damit an, den Pflanzenbewuchs, also Rasen oder anderes, zu entfernen. Anders geht es nicht.
Das heißt zwischen den Pflanzen ist am Ende dann Boden oder nackte Erde und nicht der Rasen. Kann man da nicht irgendetwas dazwischen machen?
Nein, das taugt nicht. Und zwar sind bei diesen mehrjährigen Mischungen Stauden dabei. Und eine Staude braucht locker den Platz mindestens von einem Frühstücksteller, wenn nicht noch größer. Und wenn ich da in meinen Rasen nur so ein kleines Loch bohre und den Samen da reinfallen lasse, dann taugt das überhaupt nichts. Die Arbeit muss ich mir tatsächlich machen. Das ist das einzig Mühselige. Der Rasen muss komplett weg.
Okay, das heißt als erstes den Rasen wegmachen, und dann wird sowas einfach ausgestreut. Oder wie geht es weiter?
Nicht ganz, dann muss ich den Boden noch ein bisschen auflockern. Den Rasen steche ich mit dem Spaten am besten ab, nicht zu tief. Fünf Zentimeter maximal. Und kann dann diese Rasensoden zum Beispiel unter der Hecke ablegen. Das verrottet dort mit der Zeit. Am besten die Erde nach oben, den Rasen nach unten hinlegen. Dann wächst er nicht wieder an, sondern verrottet auch wirklich. Ja und dann brauche ich am besten so eine Grabegabel. Das ist wie ein Spaten, nur mit einzelnen Zinken. Steche damit in den Boden und hebe ihn ein bisschen an. Ich muss nicht umgraben. Umgraben ist sowieso ziemlich überflüssig im Garten und nur sehr selten nötig. Aber schön lockern und dabei auch gleich Unkräuter und Steine raussammeln.
Warum das? Die werden doch für die Abwechslung eigentlich auch ganz gut. Jedenfalls die Unkräuter oder?
Nein, ich will ja gerade, dass genau das da wächst, was ich auch haben will. Und zu den Unkrautern gehört ja dann auch z.B. so ein Löwenzahn oder auch Gräser. Beides hat die Eigenart, dass sie sich gerne sehr schnell ausbreiten. Und ich will ja was haben, was möglichst lange blüht. Wenn ich da auf einmal auf einer kleinen Fläche 50 Löwenzahn habe, dann verdrängen die die kleineren Pflanzen, die ich da eigentlich haben will. Also deswegen am Anfang das Unkraut wegmachen, damit die Pflanzen erst einmal gute Startbedingungen haben.
Und wie ist das bei dir im Garten? Ich nehme an, du hast eine Blumenwiese, weil es dein Lieblingsthema ist. Hast du einfach einen Bereich abgetrennt, wo du eine Blumenwiese hast oder hast du den ganzen Garten voll mit Blumen, oder wie sieht das aus?
Also wir haben durchaus auch eine Rasenfläche, weil wir ein Kind haben und auch gerne mal ein bisschen Boule spielen oder Federball. Das ist ja auch okay, finde ich. Wir haben zwei Bereiche für die Blumenwiese, und das wird auch immer mehr. Schön ist das, wenn man eine sonnige Stelle hat dafür. Man kann die Blumenwiese ja nicht betreten oder darauf spielen. Das heißt, die fällt als Spielfläche komplett weg. Deswegen sollte man sie eher an den Rand bringen.
Gut, das wäre jetzt nämlich meine zweite Frage gewesen. Da drauflegen oder irgendwie im Sommer die Fläche dann für sich nutzen geht dann nicht mehr?
Nein, das geht dann nicht. Gerade im Sommer, da sind Stauden dabei, die werden so 1.50 m hoch, je nach Boden. Und da will ich mich nicht drauflegen! Und auch der Rest der Fläche ist dann komplett begrünt und komplett bunt blühend. Und selbst wenn die sehr widerstandsfähig sind, aber wenn ich mich auf so einen blühenden Natternkopf drauf lege, dann ist der einfach umgeknickt und hinüber. Und das will ich ja nicht.
Jetzt liegen ja noch ein paar Monate oder Wochen zwischen Aussaat und Blüte. Wie lange dauert das? Und muss ich dazwischen noch was machen?
Also vielleicht noch ein paar Sätze zum Aussäen. Das ist eine gute Zeit, wenn man das ab Ende März bis Mitte Mai macht. Und dann ist nochmal im September und Oktober eine gute Zeit, um sowas auszusäen. Das heißt, ich streue die Samen einfach auf die gelockerte, feinkrümelige Fläche, dann drücke ich das am besten nochmal an, entweder indem ich drüber laufe oder auch mit einem Schaufelblatt. Und dann muss ich vorsichtig wässern. Die nächsten drei Wochen muss ich aufpassen, dass es nicht austrocknet, damit die zarten Pflänzchen erst einmal richtig schöne Wurzeln bilden können. Das ist dann auch schon fast alles, was ich machen muss.
Wenn ich im ersten Jahr im Frühjahr ausgesät habe, dann kann ich damit rechnen, dass so im Juni etwa die Blüten da sind. Bei den Mischungen von Neudorff ist das so, dass im ersten Jahr Kornblumen, Klatschmohn, Margeriten da sind, die also schnell blühen. Damit ist im ersten Jahr schon richtig schön was zu sehen. Während die blühen, bilden sich im Untergrund, also dicht am Boden, die zwei- und mehrjährigen Pflanzen. Die bilden dann erst solche Rosetten aus. Also flach am Boden wachsenden Blätter. Erst im nächsten Jahr kommen da die Blütenstiele raus. Diese Rosetten haben den Vorteil, dass sie gleich das Unkraut unterdrücken, falls da doch nochmal eine Quecke oder irgendetwas anderes wachsen will. Sobald der Boden bedeckt ist mit einer Pflanze, kommt da in der Regel nix mehr an Unkraut.
Das klingt sehr arbeitserleichternd. Wenn ich die Wiese dann habe, muss ich sie dann weiter pflegen oder kann ich sie einfach so stehen lassen wie sie ist? Und in 3 -4 Jahren säe ich sie vielleicht mal neu ein?
Nein, es ist fast noch einfacher. Wenn ich sie dann erst einmal habe, brauche ich im ersten Jahr gar nichts zu machen. Die steht dann über den Winter. Das nächste Mal, wenn ich was tun muss, ist im folgenden Frühjahr nach der Aussaat, so im März etwa. Dann schneide ich alles, was trocken geworden ist, runter. Entweder mit einer Sichel, Rosenschere, Heckenschere, was auch immer ich habe. Da sehe ich dann schon die ersten frischen neuen Blättchen. Und bevor die weiter austreiben, sollte ich das runter mähen. Das zweite Mal kann ich im Sommer runter schneiden, wenn die in der vollen Blüte stehen. Das ist fordert echt Überwindung. Aber es ist so… Im Hochsommer blüht es an allen Ecken und Enden. Im Juni sind diese Blumenwiesen in der Vollblüte. Da würden aber die Bienen auch anderswo noch viel Nahrung finden. Und wenn ich jetzt vielleicht nur eine Hälfte bis dicht über dem Boden runterschneide, dann sieht das zwar erstmal nicht so schön aus, aber es ist im vollem Wuchs und ratzfatz ist da wieder was gewachsen und blüht dann ein zweites Mal. Und zwar im August und September, wenn die Wildbienen eben nicht mehr so viel Blühendes im Garten finden, wenn es nicht mehr so stark blüht überall. Deswegen sollte man das im Hochsommer auch nochmal runterschneiden.
Das impliziert, wenn man es im Hochsommer nicht runter schneidet, dann würde es nicht noch ein zweites Mal blühen?
Genau. Also es blüht trotzdem, bei uns sind die Mischung schon so, dass auch im Herbst noch Blüten da sind. Aber durch diesen Rückschnitt kommen tatsächlich für den Herbst dann nochmal viel mehr Blüten hoch. Wie gesagt, es erfordert Überwindung. Und vielleicht kann man beim ersten Mal nur die Hälfte oder nur ein Viertel runter schneiden und dann mal gucken, wie das dann aussieht.
Wie ist das bei den Blumen? Du hattest am Anfang gesagt, für die Wildbienen braucht es manchmal hohle Stängel, wo sie ihre Brut ablegen können. Mach ich dann nicht genau das jetzt wieder kaputt? Wenn ich die Blumen abschneide?
Nee, machst du nicht. Denn es bleibt auch immer noch eine ganze Menge an Stängeln unten liegen. Also ich räume es ja eben nicht so dolle auf. Da bleibt also etliches noch liegen und vor allen Dingen die Stängel, die über den Winter stehen bleiben, die sind halt besonders wichtig. Ich kann aber natürlich immer noch mehr machen und in der Nähe von dieser Blumenwiese noch ein Insektenhotel oder so ein Bienenhaus für Wildbienen aufhängen.
Stimmt, so kann man die ganzen Maßnahmen dann kombinieren. In den ganzen letzten Folgen, die wir bisher schon aufgenommen haben, hieß es immer am Ende „Alles muss gedüngt werden“. Ist das bei der Blumenwiese auch so?
Wie schön, dass du das fragst. Nein, das ist eben nicht so. Also die Wildgärtner Freude Samen-Mischungen brauchen überhaupt nicht gedüngt werden. Eher im Gegenteil. Es ist gut, je magerer der Boden ist, weil dann auch die Arten sich da wohlfühlen, die eben eher einen nährstoffärmeren Boden gewöhnt sind. Das ist bei vielen heimischen Wildpflanzen der Fall.
Ich habe jetzt die Wiese sechs Jahre im Garten und festgestellt, dass sie jedes Jahr ein bisschen anders aussieht, je nachdem, wie die Witterung war und an welcher Stelle nochmal mehr Nährstoffe weg sind, sodass eben zarte Blüten auch hochkommen können. Also man braucht sie überhaupt nicht düngen. Das einzige, wo man im Frühjahr nochmal gucken kann, ist, ob sich irgendwo Unkräuter breitgemacht haben, die da nicht hingehören. Bei mir war es in den ersten ein, zwei Jahren so, dass da immer mal Gräser hochgekommen sind. So Büschel von Gräsern, die habe ich dann einfach ausgerissen und fertig.
Das klingt für mich alles nach einem ziemlich einfachen Konzept, wie man Insekten schützen kann oder sie sogar fördern kann. Und eigentlich doch eine sehr umweltfreundliche und insektenfreundliche Alternative zum Stein-Vorgarten, oder?
Oh ja! Die „Gärten des Grauens“. Diese Stein-Vorgärten. Furchtbarp! Das war ein schrecklicher Trend. Und da wird ja inzwischen auch zum Glück genug drüber geschimpft, sodass auch alle hoffentlich begriffen haben, dass diese Steingärten, und zwar nicht die bepflanzten Steingärten, sondern die Steinwüsten, dass die überhaupt für niemanden gut sind. Wer so was macht auf großer Fläche, ich finde, der hat nicht verdient, dass er einen Garten hat.
Das ist mal ein klares Statement zum Schluss. Ich danke dir wieder für diesen ganzen Input. Ich habe wieder einiges gelernt. Ich hoffe ihr da draußen auch. Sollten noch Fragen aufkommen zu der ganzen Thematik Blumenwiese, dann schaut am besten in unsere Shownotes. Falls weitere Fragen bestehen, schreibt an Neudorff direkt entweder über Neudorff.de, Instagram oder Facebook und da antwortet das Team dann sehr gerne auf eure Fragen. Bis nächstes Mal Sabine, tschüss, mach's gut und viel Spaß mit deiner Blumenwiese.
Oh ja, das habe ich. Machst du auch gut.
Das war der Podcast Einfach natürlich Gärtner mit Paula Thelen und Sabine Klingelhöfer. Mehr zum Thema gibt's auf Neudorff.de.